Der Typ guckt sich kein einziges Spiel an, nicht mal Deutschland. Es
habe Besseres zu tun, als diesem Ballhinterhergerenne zuzuschauen, meint
er.
Da sind wir mittendrin in der Europameisterschaft. Alles, na ja
fast alles, dreht sich um Fußball und was macht der?, wässert den
Vorgarten während des Deutschlandspiels.
Ich fasse es nicht! Hat so ein Mensch Freunde?
Das
ist kein durchgeknallter Intellektueller, der arbeitet in der
Stadtgärtnerei und stammt zum Überfluss auch noch aus dem Ruhrpott.
Wenn Du dem was von Manuel Neuer erzählst, mein der, das sei eine Koniferenneuzüchtung. Der hat keine Ahnung.
Was soll man mit so einem reden? Auto? Fehlanzeige! Der fährt einen Saab, dabei sind die Schweden schon längst ausgeschieden.
Erst
gestern in unserer Eckkneipe diskutierten wir über die
Mannschaftsaufstellung zum Frankreich-Spiel. Der Jupp war wie immer
Wortführer, wenn es um Fußball geht. Jupp hat den B-Schein und trainiert
die Altherrenmannschaft.
Er kannte unseren Fußballmuffel noch nicht. Beide standen nebeneinander am Tresen.
Man
sollte dem Mario Götze nochmal eine Chance geben, meinte Jupp, worauf
ich einwand, bei so einem wichtigen Spiel sollte Jogi auf Nummer sicher
gehen.
Daraufhin meldete sich unser Fußballabstinenzler zu Wort. Er
könne sich überhaupt nicht vorstellen, warum man Götze nicht einwechseln
sollte. Dann setzte er noch einen drauf und meinte, der Sepp Herberger
würde das sicher genau so sehen.
Schlagartig wurde es still am
Tresen. Kathi, die Wirtin verzapfte prompt ein 04er Pils und Jupp bekam
einen Hustenanfall, weil er justament in dem Moment einen gehörigen
Schluck aus seinem Weißbierglas nahm.
Der Fußballnichtversteher schaute
triumphierend in die Runde, wobei seine Äuglein nach fünf Halben und
drei Doppelkörnchen nicht mehr so strahlend glänzten.
Nun machte sich
allgemeines Gelächter breit. Die Jungen unter uns lachten mit, obwohl
sie mit dem Namen Sepp Herberger nicht allzu viel anfangen konnten und
wir Älteren lachten, weil uns momentan nichts Besseres einfiel.
Unser
B-Scheininhaber fasste sich als Erster und fragte zurück, wen er denn
für den gesperrten Mats Hummels aufstellen würde. Als der Name Berti
Vogts fiel, bestellte ich spontan eine Runde Marille.
Von unserem
Fußballmuffel angetörnt, diskutierten wir nun facettenreich eine
mögliche Mannschaftsaufstellung mit all den großen Namen des deutschen
Fußballs.
Im Tor sollte demnach nicht Neuner oder Kahn stehen,
sondern Wolfgang Fahrian. In der Verteidigung neben Berti Vogts
Karl-Heinz Schnellinger und Katsche Schwarzenbeck. Als Libero war Franz Beckenbauer
unumstritten, wobei auch an Fritz Walter als Option gedacht wurde.
Im Sturm sollten Uwe Seeler, Gerd Müller und Helmut Rahn agieren, auf den Außenposten Stan Libuda und Lothar Emmerich.
Wir hatten eine Mordsgaudi!
Schließlich
mussten wir noch die Trainerfrage klären. Und da kam es wie aus einem
Mund! Jogi Löw. Da waren wir uns alle einig. Unser Fußballmuffel raunte
mir noch zu, das könne er sich statt Sepp Herberger sehr gut vorstellen.
Eine bessere Hommage selbst von einem B-Scheininhaber und einem
Fußballabstinenzler kann sich Jogi Löw nicht wünschen. Er ist der
Größte!
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