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Mittwoch, 31. August 2016

09.) Thermalbaden

Ein Thermalbad ist eine in sich geschlossene kleine Welt.
Dort finden sie ausschließlich Thermalbadende beiderlei Geschlechts, wobei die Allermeisten auf der Altersskala weiter oben angesiedelt sind.
Darunter sind sehr viele verschiedene Charaktere, die man in drei Hauptkategorien einteilen kann.

Da gibt es die gesundheitsbewussten Freizeitthermalbadenden, die zahlen ihren Eintritt selber und gehen regelmäßig und aus Überzeugung. Sie genießen das Thermalwasser und nutzen ihre gebuchte Zeit voll aus.

Ganz anders der auf Kassenrezept badende Thermalbader. Der oder die wurde von einem Doktor geschickt, der glaubt, die diversen Wehwehchen seines Patienten könnten durch Thermalwasser gelindert oder bestenfalls geheilt werden.

Dieser Mensch geht nicht aus Überzeugung, sondern weil er ein Rezept von seinem Arzt bekam. Viel lieber hätte er sich ein paar Pillen mehr reingeschmissen. Nun findet er sich erst mal damit ab und regt sich über eine Zuzahlung zum Rezept auf.

Eine eigene Spezies sind die kurenden Thermalbader.
Sie sind in den verschiedensten Gesundheitseinrichtungen untergebracht und haben neben dem Thermalbaden noch diverse andere Anwendungen. Sie essen in Gemeinschaftsräumen und müssen spätestens um zweiundzwanzig Uhr in der Kurklinik sein. Sie vertreiben sich neben den Anwendungen die Zeit mit allerlei Spielen, Spazierengehen und Wirtshausbesuchen.

Tanzveranstaltungen sind auch sehr beliebt, deshalb trifft der geflügelte Spruch »Morgens Fango Abend Tango!«, voll auf sie zu. Über's Essen und über Tischnachbarn wird regelmäßig gemäkelt.

Der eine oder die andere legt sich zwecks Zeitvertreib einen Kurschatten zu. Dann gehen beide zum gemeinsamen Thermalbaden und blockieren mit Badetaschen und Badetüchern erst mal zwei Liegestühle nebeneinander, auch wenn überall Schilder darauf hinweisen, dass das verboten ist.

In so einem Thermalbad sind sämtliche Ballspiele, lautes Rumgrölen und vom Beckenrand springen verboten. Ebenso das Essen auf den Liegen. Auf angemessene Badekleidung und das Abduschen vor dem ins Thermalwassergehen wird streng geachtet. In extra Ruheräumen wird Du von Deinem Ruhenachbarn schon angepflaumt, wenn Du laut hustest.

Ein Spaßtempel ist ein Thermalbad nicht. So sehen auch die meisten Gesichter aus. In den Therapiebecken bemühen sich Bademeisterinnen und Bademeister um die Gesundheit der ihnen Anvertrauten.

Im Sprudelbecken blockierte eine Horde Weiber, alle jenseits von Gut und Böse, über eine halbe Stunde sämtliche Massagedüsen.

Ein korpulenter Patient aus der Reha-Klinik Herz-Kreislauf regte sich so darüber auf, dass er drei Nitro-Kapseln auf einmal nehmen musste. Der Bademeister telefonierte gleich nach dem diensthabenden Arzt besagter Klinik und wetterte darüber, dass solche instabilen Patienten nichts im Thermalbad zu suchen hätten.

Die Damen vor den Düsen focht das nicht an. Sie verteidigten ihr Terrain mit gestrengen Blicken, bis der Herr Bademeister die Düsen abdrehte.

Die einzige mit einer passablen Figur war eine Frau Doktor aus der Klinik für psychosomatische Erkrankungen, die wegen ihres Rückenleidens zwei mal wöchentlich am späten Nachmittag nach ihrer Arbeit ins Thermalbad kam. Natürlich musste sie keinen Eintritt zahlen.

Wie Anfangs bereits erwähnt, ein Thermalbad ist eine in sich geschlossene kleine Welt. Das wird auch so bleiben. Die Menschen werden die Gleichen bleiben. Nur Kassenrezepte für’s Thermalbaden wird es keine mehr geben.

(© by Fabrizius)

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