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Dienstag, 9. August 2016

01.) Badetag

Um es gleich vorwegzunehmen. DEN Badetag gibt’s heute nicht mehr. Früher war das anders, da war Freitag Badetag. Zinkwanne oder Holzzuber wurden in der Küche aufgestellt, mit heißem Wasser vom Herd gefüllt und auf Badetemperatur gebracht. Und schon begann die Prozedur. Kleine und große Schmutzfinken, einer nach dem anderen, wurden mit Kernseife abgeschrubbt. Immer im gleichen Wasser. Und wenn's gerade passte, musste der Opa ganz zum Schluß auch noch in die Brühe rein.

Das war immer so. Drei- oder viermal Wasserwechsel, da wäre der ganze Tag draufgegangen und dem Opa wird das bisserl Dreck nichts mehr ausgemacht haben, in seinem Alter!

Zwischen den Badetagen war Katzenwäsche angesagt. Das hatte auch seinen Grund.

Der ganz normale Dreck, der sich unter der Woche ansammelte, hatte eine wichtige Funktion. Er war Garant für ein stabiles Immunsystem der Kleinen. Salopp gesagt, der gemeine Dreck härtete die Kinder ab und mobilisierte ihre Abwehrkräfte. Vitaminpillen waren vielleicht schon erfunden, waren aber im Durchschnittshaushalt unbekannt. Diese Funktion übernahm der Dreck, der immer freitags abgeschrubbt wurde. Die Woche über hatte er Zeit das Immunsystem zu stimulieren.

In den allerhöchsten Kreisen gab es Ressentiments gegen allzu viel Wasser. So soll Napoleon Bonaparte einen Kurier nach Paris vorausgeschickt haben, er würde in zwei Wochen dort eintreffen. Seine Gemahlin Joséfine bat er, sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu waschen.
Also überpuderte Joséfine ihren Dreck und wartete lustvoll stinkend auf den Kaiser. Vielleicht badeten sie ja anschließend gemeinsam.

In der vornehmen Gesellschaft waren Riechfläschchen bei den Damen weit verbreitet. Das war kein unnützer Tand. Die aus den Flakons aufsteigenden Düfte kaschierten wenigstens etwas die Körperausdünstungen der Matronen, die, wie oben bereits erwähnt, einfach über ihren Dreck hinweg puderten.

Waschen war nicht angesagt. Auf die Idee wären sie nicht gekommen.

Die Herren nahmen das sowie so nicht so genau mit den Ausdünstungen.
»Ein Bock muss stinken!«, war als Redewendung seinerzeit im Volksmund wohlbekannt.

Allzu viel Wasser, so war damals die vorherrschende Meinung, bringe die körpereigenen Säfte so durcheinander, dass Leib und Seele schaden nehmen könnten.

(© by Fabrizius)

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