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Mittwoch, 5. April 2017

La Fontanella

Das römische Kopfsteinpflaster fordert seinen Tribut. Die Füße merken das zuerst. Auf einem Marmorgesimse setze ich mich nieder, ziehe meine Schuhe aus.
Die Plastikflasche ist schnell am Wasserstrahl des kleinen Brunnens gefüllt. Die ersten Schlucke sind gierig, das kühle Wasser ist köstlich. Mein Halstuch tauche ich in das Marmorbecken, vergrabe mein Gesicht in dem triefenden Tuch. Angenehme Kühle verdrängt die Müdigkeit.



 Eben noch vom römischen Pflaster malträtiert sitze ich jetzt entspannt neben dem kleinen Brunnen und genieße mein Rom. Das ausgerungene noch nasse Tuch knote ich wieder um den Hals.

Mein Blick streift Mauerwerk entlang der Häuserfront, allerlei Grün rankt sich um Ballustraden und Pfeiler. Über das Geländer einer Dachterrasse quillt es in unendlich vielen Farben. Die oberen Stockwerke und Dachgärten sind in Licht geflutet, die gegenüberliegende Häuserzeile verbirgt sich im Schatten. Mitten in Rom dörfliche Idylle.
Der Blick wandert hinauf in das intensive Blau des römischen Himmels.

Unmittelbar neben mir ist Leben, der kleine Brunnen will seine Geschichte erzählen. Das andauernde immer wieder neu komponierte Plätschern und Gurgeln des Wassers redet mit Heiterkeit von seinem Rom.

Es purzelt heraus aus dem Marmorspalt, ergießt sich über eine handbreit abgerundete Brüstung und fällt unvermittelt in sanftem Bogen in das kleine Marmorbecken. Dabei formt dieses klare Nass abertausend flüchtige Figuren. Nicht langweilig und monoton fließt es, nein, ein ewiges Wechselspiel an Formen und Fantasien fällt hinunter.

Der hüpfende Wasserspiegel tanzt Reigen mit dem fallenden Nass, das gurgelt, plätschert und gluckst.
Zuckende Lichtreflexe untermalen die Melodie des Wassers. Kein Ton gleicht dem anderen, Wellen und Töne wandeln sich immer neu, ein phantastisches Schauspiel.

La Fontanella erzählt mir vom stetigen Kreislauf.
Weit oben in den Albaner Bergen beginnt die Reise, über verschlungene Wege, Aquaedukte und Kanäle fließt es in die ewige Stadt. Jahrein jahraus bringt es Leben an diesen kleinen Brunnen, es kokettiert mit dem Marmor und erzählt mit ihm zusammen leidenschaftlich immer nur der Gegenwart verpflichtet sein Leben.
Sekunde um Sekunde quillt neues Wasser hervor, offenbart sich, verschwendet seine Schönheit im Licht des römischen Tages und versickert nach wenigen Augenblicken in der Vergangenheit.

Meine Zwiesprache ist vertraulich. Es ist nicht das Erste mal, dass ich hier sitze, jeder Rom-Besuch führt mich hierher.

Meine heimliche Geliebte aus Marmor und Wasser lässt schmeichelnd das Nass über meine Hände rinnen. Sanfte Kühle sorgt für die ersehnte Erfrischung. Lustiges Plätschern und das kokette Funkeln der Wasseroberfläche machen mich glücklich.

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