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Sonntag, 16. April 2017

Die Säulen des Pantheon



Vielleicht ist es der schönste Platz in Rom, die Piazza Rotonda mit dem alles beherrschenden Pantheon. Doch kaum ist dieser Gedanke zu Ende gedacht, schon zweifelt man wieder um seine Aussage, »der schönste Platz«.

 Speziell in Rom sind diese Superlative sehr schwierig zu gebrauchen. Was ist schon das Schönste? Schön zum Anschauen? Schön zum Träumen?
Sei`s d´rum!

Sehr gerne sitze ich vor diesem mächtigen Bauwerk, mal direkt auf den wenigen Stufen des Brunnens in der Mitte der Piazza, mal direkt unter den mächtigen Säulen des Eingangsportals.
Jedenfalls sind das Momente in meinem Leben gewesen, auf die ich nie verzichten wollte.
Je näher ich mich solch einer mächtigen Säule nähere, desto beklemmender das Gefühl der Vergänglichkeit, desto kraftstrotzender der kalte Stein. Fast zögernd berührt man diesen Stein. Himmelwärts strebend haben diese Säulen eine über zweitausendjährige Geschichte über sich ergehen lassen. Monumental begleiten sie die vorbeigehenden Menschen, erinnern an antike Baumeister, die bis auf den heutigen Tag zu den Besten zählen, die die Menschheit hervorgebrachte.
 
In Sekundenschnelle geht mir das durch den Kopf, wenn ich durch den Portikus in das Innere dieses antiken Tempels gehe.
Ich scheue mich das Pantheon als Kirche zu bezeichnen obwohl es natürlich schon recht früh in der Geschichte des Papsttums als christliche Kirche umfunktioniert wurde (608).

Geblieben ist aber kein sakrales christliches Bauwerk, sondern ein erhabenes antikes Monument aus der Blütezeit des römischen Imperiums jenseits aller christlicher Frömmelei.

Hier spürt man die alten, die heidnischen Götter Roms. Das Pantheon wurde geschunden, aber selbst die Barberini konnten diesen antiken römischen Tempel nicht gänzlich zerstören. Die riesige Kuppel hat noch die gleiche Faszination wie schon vor Zweitausend Jahren.

Die Tonnen Kupfer, die seinerzeit die Kuppel schmückten, sind heute im Hochaltar des Petersdoms verbaut.

Flutet das Licht durch die Öffnung in der Kuppelmitte in mein Gesicht, dann spüre ich mich den alten Göttern nahe.

Alles was heute in diesem Bau untergebracht ist wird nebensächlich. Kein Raffael, kein Umberto kommt an die Dimensionen heran, die ich im Geiste erklimme.

Dieses raumumgreifende Monument erlebe ich jedes mal mit einer andachtsvollen Stille und mit einem ehrfurchtsvollen Respekt. So allumfassend die Wirkung im inneren ist, so vollkommen wird sie dem Betrachter von außen. Wieder vorbei an den Säulen des gewaltigen Portikus spürt man den Hauch der Antike.

Die Säulen beginnen mir über jene Zeit zu erzählen. Meine geistige Zwiesprache ist alles andere als billige Gefühlsduselei. Es ist intensive Vorstellungskraft.

Schon zu allen Zeiten haben diese Säulen ihre Macht gegenüber den Menschen demonstriert. In archaischer Festigkeit können sie jeden überzeugen, was Stabilität und Zuverlässigkeit ist. Kaiser kamen und gingen, die Macht wechselte oft berauschend schnell.
Die steinernen Zeugen einer statischen Macht aber waren und sind unbestechlich und absolut gegenwärtig.

Diese Säulen demonstrieren ihre Jahrhunderte. Die Steinmetze, die diese Pracht geschaffen haben, waren den Göttern näher. Auch wenn man ein paar mal diese Säulen umrundet, so ganz ergründen kann man sie nicht. Kleine und kleinste Schrammen und Schrunden in dem harten Marmor versuchen eine ehrliche Geschichte zu erzählen.

Dann wird es schon symbolhaft, wenn eine zierliche Kinderhand diese aufstrebenden Kolosse berührt. Unwillkürlich erwartet man, dass irgendetwas passiert.
Kalter Stein in der Berührung einer unendlich zarten und warmen Kinderhand. Hier ist etwas für die Ewigkeit geschaffen, das immer wieder neues Leben fasziniert.

Ewiges junges Rom.

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