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Donnerstag, 8. Juni 2017

Pizza alla Nessie

Jetzt kommt bald wieder das Sommerloch. Da ist nicht nur im Blätterwald tote Hose und die Redaktionen suchen händeringend nach einigermaßen spannenden Themen, um ihre Leser bei der Stange zu halten.
In all den vergangenen Jahren musste Nessie, das Seeungeheuer aus dem schottischen Hochland, herhalten.
Es war so sicher, wie das Amen in der Kirche. Spätestens zum Ferienbeginn kam eine Reportage von Loch Ness! Irgend ein Fachmann in Sachen Seeungeheuer, vielleicht mit dem Zusatztitel »Paläontologe«, war bei der Stelle. Wenn nicht, auch nicht schlimm, dann wurde eine Uraltstory aus dem Archiv hervorgekramt.

Nun aber ist alles anders!
Das geliebte paläontologische Urviech wurde gesichtet!
»Wieder mal!«, werden die Kritiker sagen.

Diesmal ist es anders!

Dem schottischen Pizzabäcker mit italienischen Wurzeln Giuseppe Mcintyre war es gelungen, Nessie zu füttern. Das scheue Tier stand auf Pizza belegt mit Schinken, Artischocken und Käse.
Fish & Chips rührte Nessie nicht an.

Sofort ließ Mcintyre den Namen seiner Pizza schützen. Jetzt darf nur er alleine seine Pizza »Pizza alla Nessie« nennen. Die anderen Pizzabäcker rund um Loch Ness waren stinksauer.

Der Einwand, Nessie wäre allgemeines schottisches  Kulturgut hatte vor dem Patentgericht keinen Bestand. Giuseppe Mcintyre gewann den Prozess.

In den frühen Abendstunden wurde extra für Nessie eine 40 cm im Durchmesser große Pizza gebacken, die Giuseppe höchstpersönlich raus auf den See ruderte.
Stück für Stück verfütterte er an Nessie, die geduldig neben dem Schlauchboot her schwamm.
Nessie war noch sehr scheu, deshalb duldete Mcintyre beim Fütterungsakt keine Fotografen um sich herum.

Allerdings schwört Mcintyre bei der heiligen Madonna von Catania und aller anderen sizilianischen Heiligen, dass seine Worte wahr und er reinen Herzens sei.
Nessie würde ihre Pizza immer bis auf den letzten Bissen verzehren und dann in die unergründlichen Tiefen von Loch Ness abtauchen. Gelegentlich kämen kurz nach dem Abtauchen vermehrt Luftblasen an die Wasseroberfläche, die Giuseppe Mcintyre als Bäuerchen seiner Nessie interpretiert.

Allerdings konnte man aus gebührender Entfernung vom Ufer aus, bewaffnet mit Feldstecher und Fernrohr, dem Füttern zuschauen.
Dann sah der Beobachter gegen die untergehende Sonne, die sich mit abertausend Lichtreflexen im Wasser spiegelte, einen schlanken Körper neben dem Schlauchboot im Wasser gleiten.
Ein paar Zuschauer wollten sogar ein Schmatzen gehört haben.
Sobald der Feuerball hinter dem Horizont verschwunden war, war die Pizza restlos aufgefressen und Giuseppe Mcintyre ruderte zurück ans Ufer.
Eines Abends, so berichtete der Pizzabäcker, habe er seine Nessie sogar kurz streicheln dürfen.

Der Hype hielt den ganzen Sommer an. Dann wurde es Herbst und der Besucherstrom ebbte ab. Mcintyre hatte währen dieser Zeit das Geschäft seines Lebens gemacht.

Als italienischstämmiger Schotte hat er nicht nur Entdeckerblut in den Adern, sondern auch einen ausgeprägten Geschäftssinn genetisch verankert.

Kaum war es um Loch Ness wieder ruhig geworden, plante Mcintyre seinen nächsten Coup. Dann muss halt die heilige Madonna von Catania und aller anderen sizilianischen Heiligen noch mal herhalten.
Dem irischen Heiligen St. Patrick, den ihm seine Frau vorschlug, traute er nicht über den Weg.

Mcintyre war wochenlang verschwunden. Er sei nach Fernost gereist.
Vorsorglich hatte er noch kurz vor seiner Abreise eine Voranfrage an das Patentamt geschickt um sich einen zweiten Namen für seiner Pizza schützen zu lassen: »Pizza alla Yeti«!

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